J. Kodet, SKUTR - L. Trpišovský, M. Kukučka
Tanztheater
Premiere 5. 8. 2023
26. 7. – 3. 8. 2024
Das Produktionsteam unter der Leitung des Choreographen Jan Kodet hat für das Freilichttheater mit drehbarem Zuschauerraum ein Tanztheater vorbereitet, das von Details aus Egon Schieles Gemälden oder Zeichnungen – wie langen Armen, stechenden Augen, einem erotischen Gesichtsausdruck, dynamischen Gesten der Figur – aber auch von den Worten seiner Gedichte und Briefe inspiriert ist. Die Zuschauer werden Zeugen der Rückkehr des Geistes von Egon Schiele in den Schlossgarten in der Gestalt eines Mannes, der sich im Spiegel betrachtet, wie auf einer Fotografie aus seinem Atelier von 1915. Der Röntgenblick eines Genies, das seiner Zeit voraus war und das bemüht war, den menschlichen Geist zu befreien, die Grenzen der Moral zu überschreiten und mit der Natur zu verschmelzen, dringt tief unter die Haut seiner Modelle. Es ist, als ob er die Grenze zwischen Tod und Leben erforschen würde. Wir sehen einen schönen freien Mann voller Liebe und sexuelles Verlangen. Wir sehen seine Muskeln, seine Knochen, seine Linie. Wir sehen die pulsierende Linie des Lebens. Wir sehen einen jungen Mann, ein Haus, einen Spiegel und die Natur im ungestümen Hunger vor seinem zu frühen Tod. Wir sehen Egon Schiele und unseren Versuch, sein Selbstporträt zu zeichnen.
Betreten wir die Welt hinter dem Spiegel in einem Tanzprojekt, das Klang, Licht, Szene und Bewegung verknüpft.
„Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober; Neues muß ich sehen und will es forschen, will dunkle Wasser kosten, krachende Bäume, wilde Lüfte sehen, will modrige Gartenzäune staunend ansehen, wie all sie leben, junge Birkenhaine und zitternde Blätter hören, will Licht, Sonne sehen und nasse grünblaue Abendtäler genießen, Goldfische glänzend spüren, weiße Wolken bauen sehen, Blumen möcht‘ ich sprechen. Gräser, rosa Menschen innig anschaun, alte ehrwürdige Kirchen, kleine Dome sagen wissen, will fortlaufen ohne Halt auf runde Felderberge durch weite Ebenen, will küssen die Erde und riechen weiche warme Moosblumen, dann werd‘ ich formen so schönfarbige Felder.“
Egon Schiele an Anton Peschka, Brief, 1910
Ungefähre Dauer der Vorstellung 75 Minuten.